von Julia Riehl

Corona - Eine Chronik an der Grundschule Planegg

Am 13.März war es amtlich: Die Schulen werden wegen der Corona-Pandemie bis zu den Osterferien geschlossen. Insgesamt also fünf Wochen keine Schule! (…das dachten wir damals…).
Dann war das Vorbereiten am Tag zuvor, teilweise bis in die Nacht (zu Hause oder im Lehrerzimmer), wenigstens nicht umsonst gewesen.

Für einige reichte es nur für eine schnelle Pizza zwischen Arbeitsblättern als Abendessen.
In der Schule war der Kopierer heiß gelaufen: Arbeitsblätter und -aufträge waren vervielfältigt worden, damit alle Schüler an eben diesem denkwürdigen Freitag mit einem großen Materialpaket in die „Lernen-daheim“-Zeit starten konnten. Die Zeit, die so viel länger dauerte, als wir uns alle damals hätten vorstellen können.

Die Zwangspause ohne Schüler im Schulhaus wurde erst einmal dazu genutzt, Arbeiten zu erledigen, für die im normalen Alltag nie Zeit ist: sämtliche Räume wurden ausgemistet und aufgeräumt (Klassenzimmer, Lehrmittelraum, Lehrerbibliothek, Geräteraum der Turnhalle). Außerdem arbeiteten alle an einer Reformierung der Zeugnisse.
Die Konferenz dazu konnte dann schon nicht mehr stattfinden, es kam die offizielle Ausgangsbeschränkung.
Alle Lehrer mussten nun von heute auf morgen überlegen, wie sie ihrer Aufgabe, den Schülern Lerninhalte zu vermitteln, gerecht werden konnten, ohne dass normaler Unterricht stattfand, und wie sich das organisieren und umsetzten lässt.
Der Münchner Merkur hatte von den radelnden Lehrerinnen gehört und kam in der Schule vorbei, um die beiden Kolleginnen auf ihren Rädern zu fotografieren - sie waren die Ersten, die Arbeitsmaterialien mit dem Rad ihren Schülern direkt ins Haus lieferten - in der Zwischenzeit folgten viele andere.

Die meisten Materialien wurden per Mail verschickt, wobei es immer auch das Angebot gab, dass Arbeitsblätter direkt in der Schule zur Abholung bereitstanden, falls zu Hause nicht gedruckt werden konnte oder kein PC zur Verfügung stand. Hier gab es bald die tolle Möglichkeit, bei der GS Planegg Tablets kostenlos auszuleihen.
In der Schule konnten nicht nur Mappen geholt, sondern auch Bearbeitetes zur Korrektur abgegeben werden - in manch einer Box warteten auch eine liebe Nachricht oder Gummibärchen auf die Kinder.
Auch die Schuleinschreibung konnte nicht in gewohnter Form stattfinden: In diesem Jahr mussten die Eltern ihre zukünftigen Schulkinder auf dem Postweg anmelden und konnten das nicht direkt vor Ort in der Schule tun - das war schade für alle, besonders für die neuen Schüler.
Geburtstagsgrüße gab es in manchen Fällen dann eben durch einen Anruf der Lehrerin statt mit einem Lied im Klassenzimmer - bestimmt unvergesslich.

Dann kamen die Osterferien - endlich Ferien! Zeit, sich zu sammeln und zu planen. Erstmals mussten die Lehrer sich bereithalten für die Notbetreuung. Es wurden tolle Sachen gemacht, um den Kindern in dieser surrealen, seltsamen Zeit ein bisschen Ablenkung zu verschaffen: Yoga mit Corona-Abstand, Steine für eine lange Schlange bemalen oder ein Minigolf-Parcours in der Turnhalle.
Ein sehr hilfsbereiter und engagierter Schülervater richtete eine Plattform ein, mit der Lehrer und Schüler in Klassenkonferenzen oder digitalen Sprechstunden in Kontakt treten konnten. Viele Kollegen setzten solche Konferenzen fix in ihrem Wochenplan an.
Einige Lehrerinnen drehten auch Videos, in denen sie Stoff erklärten oder Bastel-anleitungen gaben, oder schickten Briefe an alle Schüler, um sie auf Ostern vorzubereiten.
Dann kam, was langsam alle geahnt und befürchtet hatten: Die Schulen blieben auch nach den Ferien geschlossen.
Die Notbetreuung wurde für weitere Notfälle geöffnet, das heißt, es kamen jetzt deutlich mehr Kinder. Die mittlerweile ausgefeilten Arbeitspläne mussten nicht nur von den Kindern zu Hause konzentriert bearbeitet werden, sondern auch von den Notbetreuungskindern. Videokonferenzen fanden für einzelne Schüler zu unter-schiedlichen Zeiten mit Hilfe der Tabletts statt.

Spätestens jetzt musste die Abstandsregelung dringend eingehalten werden. Das bedeutete, dass die Klassenzimmer entsprechend umgeräumt und außerdem mehr Zimmer und mehr betreuende Lehrer zur Verfügung stehen mussten. Trotzdem war für einige Schüler, auch außerhalb der Notbetreuung, noch Differenzierung in Kleingruppen möglich, direkt (mit gebotenem Abstand) oder digital.

Die Pressekonferenz des Ministerpräsidenten am 5.5. verfolgten einige Lehrer gespannt im Rektorat - eventuelle Lockerungen sollten verkündet werden, aber vor allem: Wann öffnen die Schulen wieder?
Nach den Verkündigungen blieben viele Fragen offen, klar aber war, dass in der folgenden Woche die 4.Klassen in Gruppen nicht über 15 Kinder beginnen sollten, in der Woche darauf die Erstklässler ebenfalls in Gruppen. Für die 2. und 3. Klassen würde es erst nach den Pfingstferien wieder losgehen.
Herr Körber und Herr Weller erarbeiteten fieberhaft ein Konzept, das allen ministeriellen Verordnungen gerecht werden sollte. Notbetreuung musste parallel auch stattfinden, die 2. und 3. Klassen sollten weiter zu Hause beschult und zusätzlich pädagogische Gespräche angeboten werden. Eine schier unlösbare Aufgabe, das alles unter einen Hut zu bringen. Bei alldem mussten ja auch noch die strengen Hygienemaßnahmen beachtet werden.

Im Rektorat sah es zeitweise aus wie in einer Drogerie.
Im ganzen Schulhaus wurden Bilder aufgehängt, die an die Pflicht des Gesichtsmaskentragens außerhalb des Klassenzimmers hinwiesen. Bodenmarkierungen sollten für genügend Abstand vor den Toiletten, vor dem Lehrerpult und an sonstigen Engstellen im Schulhaus sorgen. Desinfektionsstelen wurden aufgestellt, Seifen und Desinfektionstücher in den Klassenzimmern verteilt.
Was sich wie ein Szenario aus einem Sciencefiction Film anhört, ist leider - vor einigen Monaten noch unvorstellbare - bittere Realität.
Letzte Woche begannen die Viertklässler mit dem Präsenzunterricht - mit Masken kommen sie ins Schulhaus, sitzen allein an ihrer Bank, nur die Hälfte der Klasse um sich. Sie dürfen sich nicht nahe-kommen, kein Material ausleihen, sich nicht berühren, nicht richtig spielen.
Aber wenigstens sind sie wieder in der Schule!

Den Mut verlieren wir nicht! Trotz der widrigen Umstände ist der große Zusammen-halt der Schulfamilie und die wunderbare Kollegialität sehr deutlich spürbar!
Morgen kommen nun die 1. Klassen, ihre Lehrerinnen freuen sich sehr!
Wir hoffen nichts mehr, als möglichst bald wieder alle Schüler gesund in der Schule zu haben!
Alles wird gut!